Du hast dich noch nie ans Portrait malen mit Aquarellfarben herangetraut? In dieser Malanleitung erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie du als Anfänger*in dein erstes Aquarell Portrait ganz einfach malen kannst. Du erhältst jede Menge Tipps & Tricks zur Aquarellmalerei, zu den benötigten Materialien und für das Malen von Gesichtern.
Damit das Ganze etwas anschaulicher ist, habe ich zusätzlich eine Videoanleitung zum Thema Aquarellportraits malen erstellen. Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Malen!
Dieses Material benötigst du, um Aquarell Portraits zu malen:
Damit dein erstes Aquarellportrait gelingt, benötigst du hochwertige Aquarellfarben, ausreichend dickes Aquarellpapier und eine Auswahl an unterschiedlichen Aquarellpinseln.
Bei den Pinseln solltest du verschiedene Größen und Pinselarten besitzen. Ich empfehlen dir mindestens einen runden Verwaschpinsel für schöne Farbübergänge bei den großen Flächen und einen kleinen Rundpinsel für die Details. Noch besser ist es, wenn du den Verwaschpinsel und den Rundpinsel in mehrere Größen hast.
- Aquarellfarben (z.B. den Aquarellkasten von Winsor & Newton*)
- Aquarellpapier, min. 300g/m2, matt (z.B. Britannia von Hahnemühle, 24 x 32 cm*)
- Aquarellpinsel in verschiedenen Größen (z.B. den Verwaschpinsel Casaneo 498 von da Vinvi in Gr. 0 oder 2* für größere Flächen und den Rundpinsel Nova von Da Vinci in Gr. 0* für Details)
- Bleistift
- Radiergummi (z.B. das Knetradiergummi von Faber-Castell*)
- Wasserglas
- optional: weißer Gelstift* oder weiße Acrylfarbe
- optional: Rubbelkrepp*
- optional: Aquarellstifte*
Generell gibt es viele unterschiedliche Arten und Techniken Aquarellportraits zu malen. Ob realistische oder abstrakte Portraits – jede Art hat seinen ganz eigenen Charme. Diese Malanleitung geht eher in die Richtung des realistischen Malens. Für mehr Inspiration kannst du dir gerne meine Pinnwand Aquarellportraits bei Pinterest anschauen.
Aquarell Portrait malen – einfache Schritt für Schritt Anleitung:
- Ein Foto als Vorlage auswählen
Für die ersten Portraitbilder ist es am einfachsten, ein Foto als Vorlage zu verwenden. Dafür kannst du entweder ein eigenes Foto oder eins z.B. von Pinterest wählen.
Tipp bei der Fotoauswahl:
Für Anfänger*innen ist es am einfachsten, ein Gesicht von vorne auf Augenhöhe zu malen. So musst du dir keine Gedanken um die Perspektive oder um Verzerrungen machen. - Skizze vorzeichnen
Jetzt überträgst du das Foto mit einem weichem Bleistift auf dein Aquarellpapier. Achte beim Vorzeichnen darauf, dass du nur mit leichtem Druck malst und möglichst wenige Linien vorzeichnest. Zum Schluss kannst du mit einem Radiergummi noch mal leicht über deine Zeichnung radieren, sodass die Linien nur wenig sichtbar sind.
Beim Abzeichnen von deiner Vorlage ist es hilfreich, das Foto direkt neben dein Aquarellpapier zu legen. Du kannst dir auch Hilfslinien auf deine Foto einzeichnen, sodass du das Foto in Raster aufteilst. Dasselbe machst du dann auch auf deinem Aquarellpapier.
Alternativ kannst du es dir auch ganz leicht machen und das Foto einfach abpausen.
Tipp fürs Abpausen:
Nehme ein Tablet oder einen Laptop und lege dein Aquarellpapier darüber. Wenn du deinen Bildschirm auf die maximale Helligkeit stellst und du den Raum etwas abdunkelst, kannst du das Bild sehr gut abpausen. Alternativ kannst du die Vorlage auch ausdrucken und dann am Fenster abpausen. - Lichtquelle bestimmen
Bevor du mit dem Malen beginnst, solltest du dir überlegen aus welcher Richtung das Licht kommt. Nehme dir dafür deine Fotovorlage zur Hand und schaue genau, welche Bereiche im Gesicht aufgehellt und welche abgedunkelt sind.
Die hellsten Bereiche kannst du nun mit Ellipsen auf deiner Skizze einzeichnen. Oft handelt es sich hierbei um Partien auf den Wangen, der Stirn, dem Kinn oder den Lippen.
Markiere dir auch schon die Lichtpunkte im Auge bzw. auf der Iris. Diese solltest du beim Malen komplett weiß lassen.
Tipp für die Highlights:
Sofern du Rubbelkrepp besitzt, eignet sich dieses hervorragend, um die Lichtpunkte im Auge zu bemalen. So kannst du später entspannt die Augen malen, ohne dass du darauf achten musst, die Glanzstellen weiß zu lassen. Zum Schluss kannst du die Bereiche dann einfach freirubbeln. - Haut und Nase malen
Jetzt kommt Farbe ins Spiel. Beim Portrait malen mit Aquarellfarben ist es sinnvoll, die Haut zuerst zu malen. So hast du schon eine große Fläche eingefärbt und kannst die dunkleren Flächen, wie die Augen und Lippen, später darüber malen.
Mische dir zuerst zwei bis drei Hauttöne an und starte erst danach mit dem Malen. So hast du beim Malen mehr Zeit, dich auf das Motiv zu konzentrieren. Nehme dafür am besten einen runden Verwaschpinsel in Größe 0 oder 2 – je nachdem, wie groß deine Zeichnung ist.
Verwende für die Haut die Nass-in-Nass Technik. So entstehen besonders weiche Übergänge und keine harten Kanten. Befeuchte also das komplette Gesicht inklusive des Halses leicht mit Wasser. Achte bei den Farbauftrag schon darauf, Schattierungen mit etwas dunkleren Farben zu markieren. Wenn die Wangen zum Beispiel etwas rötlich sind, kannst du dies nun auch schon andeuten. Wenn die erste Schicht fertig ist, lässt du das Bild trocken.
Tipp: Wenn du die Farbintensität erhöhen möchtest, solltest du mehr Farbpigmente und weniger Wasser verwenden.
Nun kannst du weitere Schichten auftragen und die Schatten verstärken. Dabei ist es sehr wichtig darauf zu achten, wie die Farbe aufgetragen wird.
Wenn du eine neue Farbschicht schnell aufträgst, wird die vorherige Farbschicht aufgrund der lasierenden (transparenten) Eigenschaft von Aquarellfarben leicht durchscheinen. So erhältst du Tiefe im Bild – allerdings auch sehr harte Kanten.
Wenn du einen weicheren, natürlicheren Übergang zur ersten Schicht wünscht, musst du die getrocknete Farbe zuerst aktiveren. Dafür nimmst du etwas Wasser (oder ein Wasser-Farb-Gemisch) und befeuchtest den gewünschten Bereich. Jetzt musst du kurz warten, bevor du die neue Farbe aufträgst. Voilá – schon lässt sich die neue Farbschicht perfekt mit der vorherigen vermischen. Das ist nämlich ein Vorteil von Aquarellfarben – diese sind wasserlöslich und lassen sich so leicht wieder vom Papier lösen und vermischen.
Alleine durch Schattierungen kannst du jetzt auch die Nase malen. Schaue auf deiner Vorlage genau nach, wo sich Schatten bilden und wo hellen Stellen sind. Oft wirft die Nase auch selbst noch einen Schatten, direkt unter der Nase. Verwende auch hier mehrere Farbschichten – starte mit der hellsten und schichte dann step by step die dunkleren Schichten darüber.
Tipp: Achte nicht auf zu viele Details. Ein gelungenes Portrait zeichnet sich oft dadurch aus, dass es sehr minimalistisch gemalt ist. Male also so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Du kannst am Ende jederzeit noch weitere Schattierungen hinzufügen. - Augen malen
Für die Augen kannst du am besten einen feinen Rundpinsel in Gr. 0 nehmen. Starte mit dem hellen Bereich um die Iris. Dieser ist nie ganz weiß – zum Augeninneren und -äußeren solltest du einen leichte Schattierung andeuten. So wird die rundliche Form des Auges deutlich. Nehme dafür zum Beispiel einen hellgrauen, leicht bläulichen Farbton.
Als nächstes kommt die Iris. Schaue dir dafür deine Vorlage genau an. Oft wird diese zum Rand hin etwas dunkler. Versuche hier einen Farbverlauf zu malen – so wirkt das Auge später lebendiger.
Achte bei dem Malen der Pupille darauf, dass du die Glanzstellen ganz weiß lässt.
Denke auch an das Augenlid, direkt unter dem Auge. Dieses ist meistens heller und hier wachsen auch die Wimpern.
Damit das Auge ins Gesicht integriert wird, sollte dies nun durch Schattierungen ums Auge und durch die obere und untere Lidfalte geschehen. Achte besonders bei der oberen Lidfalte auf deine Fotovorlage – diese ist besonders charakteristisch für Gesichter. - Wimpern malen
Jetzt kannst du die Wimpern malen. Die Wimpern sind nie genau gleich lang oder synchron angeordnet. Die meisten sind in dieselbe Richtung geschwungen – allerdings gibt es immer ein paar Ausreißer. Versuche die Wimpern mit einer lockeren Hand leicht geschwungen zu malen. Starte direkt am Auge mit etwas mehr Druck und nehme ihn zum Ende langsam raus. So entstehen dickere Haarwurzeln und dünnere Spitzen.
- Lippen malen
Bevor du die Lippen mit Aquarellfarbe bemalst, solltest du dir die Weißflächen markieren. Sofern du Rubbelkrepp* hast, kannst du dieses auch hier nutzen, um die weißen Stellen vor Farbe zu schützen. Dieses kannst zum Schluss, wenn das Bild fertig gemalt ist, wieder freirubbeln.
Jetzt kannst du mit den roten Farbschichten starten. Beginne mit einem hellen Rotton
und male die erste Schicht. Lasse die Weißflächen dabei aus. Nun kannst du mit weiteren Farbschichten Schattierungen hinzufügen und die Lippen plastisch malen. Denke hier auch an deine Lichtquelle: oft ist eine Seite dunkler als die andere.
So lange die Farben noch nass sind, kannst du die Nass-in-Nass Technik nutzen und weiche Übergänge malen. Sofern die Farbe schon getrocknet ist, kannst du diese wieder mit Wasser aktivieren. Anschließend kannst du perfekt weitere Farbe hinzufügen und vermischen, ohne dass harte Ränder entstehen.
Damit sich die Lippen ins Gesicht einfügen, solltest ggf. noch Schatten unten den Lippen hinzufügen. Die Haut direkt über der Oberlippe ist im Gegensatz dazu oft besonders hell. - Augenbrauen malen
Nun kommen die Augenbrauen. Deute zuerst in einer helleren Farbe einzelnen Härchen zur Gesichtsmitte an und schattiere dann die restliche Braue. Nun kannst du mit einer dunkleren Farbe weitere Härchen auf der Braue andeuten. Je nachdem wie realistisch das Gesicht aussehen soll, kannst du mehr oder weniger einzelne Härchen zeichnen.
- Haare malen
Male die Haare am besten in einzelnen Partien – so wirken sie lockerer und lebendiger. Fange auch hier mit einem helleren Ton an. Anschließend kannst du mit mehr Farbpigmenten und weniger Wasser Schatten setzen und einzelne Partien abdunkeln. Versuche die Haare mit einer lockeren Hand und immer in Wuchsrichtung zu malen.
Zuletzt kannst du noch einzelne feine Haarsträhnen hinzufügen. Mehr Tiefe im Bild erhältst du, wenn diese leicht über das Gesicht fallen. - Highlights und Details zeichnen
Schaue dir dein komplettes Aquarell Portrait jetzt noch einmal in Ruhe an. Du kannst nun entscheiden, an welchen Stellen du noch Highlights oder Details hinzufügen möchtest. Sofern du mit Rubbelkrepp
gearbeitet hast, kannst du dieses nun abrubbeln.
Mit einem weißem Gel- oder Aquarellstift, kannst du jetzt noch Lichtreflexe ausarbeiten. Dafür eigenen sich beispielsweise die Glanzstellen auf der Iris, auf der unteren Lidfalte oder ein Akzent auf den Lippen.
Wenn du magst, kannst du mit einem sehr feinen Pinsel oder mit Aquarellstiften weitere Details hinzufügen. Das könnten zum Beispiel dünne Härchen bei den Haaren und Augenbrauen, einzelne Wimpern oder Sommersprossen sein. Auf den Lippen kannst du feine vertikale Linien einzeichnen.
Voilá – endlich ist dein Aquarell Portrait fertig! Auch wenn dein erstes Aquarell Portrait vielleicht noch nicht so geworden ist, wie du es gerne hättest – gib nicht auf! Übe weiter und du wirst schnell erste Verbesserungen sehen. 🙂
Ich hoffe dir hat meine Anleitung zum Portrait malen mit Aquarellfarben weitergeholfen. Falls du noch Fragen oder Feedback für mich hast, schreibe mir gerne auf Instagram @mirasdiy. Ich freue mich sehr darüber!
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